Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Weitere Namen:

Aalhorn, Attich, Deutscher Flieder, Dolder, Eiderbaum, Elhorn, Flieder, Holler, Holder, Hündele, Hunnel, Husholder, Keilken, Kisseke, Kissekenbaum, Marterblume, Musflider, Pisseke, Schwarzholder, Schwitztee, Zickenblüten

Bezeichnungen in anderen Sprachen:

Englisch: elder
Französisch: sureau


Wirkung:

Blutreinigend, blutstillend, fiebersenkend, harntreibend, schweißtreibend, schleimlösend, entzündungshemmend, milchbildend, pilzhemmend, regt den Kreislauf an, entwässernd, stärkt die Immunabwehr.

Anwendung:

Blüten: Ein Aufguss aus den Blüten regt die Schweißtätigkeit an, wirkt antiviral, gegen Gürtelrose, ist fiebersenkend und entzündungshemmend. Getrocknete Blüten ergeben einen hervorragenden Erkältungstee. Dieser ist auch gut bei Bronchitis und Rheuma, Lauwarmer Blütentee ins Ohr geträufelt, hilft gegen Ohrenschmerzen. Blütenessig ist hilfreich zum Gurgeln und bei Hautjucken zum Einreiben.
Blätter: Sie können bei Brandwunden, Prellungen, Frostbeulen und Hämorrhoiden als Brei in Schmalz gesotten aufgelegt werden. Bei entzündeten Augen und Bindehautentzündungen eignen sich Blattauflagen. Eine Auflage aus überbrühten Blättern wirkt bei Ohrenschmerzen.
Rinde: Die Innenrinde der einjährigen Triebe kann abgekocht und diese Abkochung getrunken werden. Wenn man die Rinde nach oben abschabt, führt es zu Erbrechen, wird die Rinde nach unten abgeschabt, erzeugt es Durchfall.
Wurzel: Abgekocht in Wasser oder Wein wirkt sie schweiß- und harntreibend.
Beeren: Gut für Nieren, bei Erkältungskrankheiten, zum Steigern der Abwehrkräfte. Die Früchte sind nur gekocht genießbar. Größere Mengen roher Beeren können zu Übelkeit und Erbrechen führen. Der Saft der Beeren wirkt gegen Neuralgien, Ischias, Rheuma und bei Gürtelrose. 2 dl Presssaft und Ringelblumentinktur und Johanniskraut zum Einreiben.
Vorsicht: Rohe Beeren und die rohen grünen Teile des Strauches sind leicht giftig und können zu Übelkeit und Erbrechen führen.


Allgemeines:

Der Holunder war des Bauern Apotheke, der Lebensbaum, der den Sippengeist beherbergte. Deshalb war er in ländlichen Gegenden häufig in der Nähe von Wohnhäusern, Ställen und Scheunen anzutreffen. Bei den Germanen wurden 7 immergrüne und zwei andere Pflanzen auf einem Haselnussstock um die Felder getragen (Wünschelrute = Verbindung zu den Ahnen). Die Germanen verehrten den Holunder, da sie der Ansicht waren, dass die Göttin Freyja in diesem Strauch lebe. Er gibt Zugang zum Reich der Frau Holle, deren Lieblingsbaum er war. Im Märchen von Frau Holle wird der Holunder thematisiert. So können die Schneeflocken die Blüten des Holunder sein und die Beeren das Pech.
Man soll ihn nicht stutzen, außer, man ist vom Tod gezeichnet. Muss man ihn trotzdem schneiden, soll man die Holundermutter vorher beschwichtigen und dann den Strauch bei Neumond schneiden.
Der Holunder hat die Kraft, Krankheiten aufzunehmen. Bis zum Mittelalter wurden die Krankheiten zum Holunder gebracht. Die Krankheitsdämonenen gehen wieder zurück auf Frau Holle. Die Christen deuteten das Anziehen von Krankheiten um - Judas habe sich erhängt am Holunder. Deshalb ist der Baum krumm. Ein Pilz wächst auf dem Baum - Judasohr oder Mu Err.
Dem Schwarzen Holunder wurde seit jeher Ehrfurcht entgegengebracht. So war es auch Sitte, vor ihm den Hut zu ziehen. Frauen benutzten die Beeren zum Färben der Haare. Im Allgäu wird das Kreuz des Palm aus Holunder gemacht.


Bereits Kinder zollen dem Holunder Ehrfurcht. Dies wird deutlich in dem Kinderreim:

Ringel, Ringel, Reihe
wir sind der Kinder dreie,
sitzen unterm Holderbusch,
machen alle husch, husch, husch.

Eine alte Volksweisheit zeugt von der Verehrung und Hochachtung dem Holunder gegenüber:

„Vor dem Holunder zieh' den Hut herunter,
vor dem Wacholder geh' in die Knie...“

Das Holz des Strauches eignet sich hervorragend zum Basteln. So kann man das weiche Mark herauskratzen und Boote basteln oder aus den biegsamen Zweigen lassen sich Bögen herstellen. Auch heute noch werden Panflöten aus dem Holz des Holunders hergestellt.

Wirkstoffe:

Flavonoide, ätherische Öle, Glykoside, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Mineralien, Vitamine, Triterpene, Sterine, Cholin, Lithium

Familie:

Gehört zu den Moschuskrautgewächsen wie das Moschuskraut und der Schneeball.


Botanik:

Beim Holunder handelt es sich um einen bis zu 7 m hohen Strauch oder Baum. Die Rinde des Stammes ist graubraun und rissig, die Rinde der jüngeren Triebe ist braun und hat viele kleine, graue Punkte, die ganz jungen Treibe sind grün. Im Inneren der Zweige ist ein weißes, weiches Mark.
Die Blüten sind gelblich-weiß und besitzen einen charakteristischen Geruch. Sie sind doldenartig (Trugdolden). Die schwarzen Beeren sind nur gekocht genießbar.

Astrologie:

Venus (Culpeper), Mond, Saturn

Wesen der Pflanze:

Reifung, Erwachsenwerden, Verantwortung

Holunder in der Küche:

Marinierte Erdbeeren in Holunderblütensirup
Holunderblütensirup
Holundersuppe
Ausgebackene Holunderblüten
Holunderblütenessig

Artikel in GartenWeden (eine online-Zeitschrift)

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