Kuhmilch - Nutzen oder Schaden für die Menschheit

© Marie-Luise Stettler, 2001

8.2. Eiweiss:

Milch ist in ihrer Zusammensetzung für jede Tierart spezifisch. So ist das Eiweiss der Kuhmilch mit dem Eiweiss, das der Mensch benötigt nicht zu vergleichen.

Das Milcheiweiss der Kuhmilch enthält mehrere Proteinbestandteile:

Kasein ca. 80 % vom Gesamteiweiss
Lactalbumin 2,0 bis 5,0 %
Lactoglobulin (a und b)    7,0 bis 12,0 %
Rinderserum-Albumin 0,7 bis 1,3 %
Immunglobuline 1,2 bis 2,5 %

Es handelt sich um das b-Lactoglobulin und das Kasein, die bereits bei Kindern Allergien hervorrufen können. Diese Eiweissstoffe stehen im Verdacht bei der Entstehung des Milchschorfs und später auftretenden allergischen Erkrankungen mitverantwortlich zu sein. b-Lactoglobulin provoziert Antikörper im kindlichen Organismus, um sich gegen das eindringende Fremdeiweiss zur Wehr zu setzen. Dies kann einen anaphylaktischen Schock zur Folge haben. Um das Kasein verdauen zu können, benötigt der Organismus das Labferment Chymosin. Der menschliche Organismus besitzt dieses Ferment, während der Stillphase, er ist aber auf den weit kleineren Kaseinanteil der eiweissärmeren Muttermilch eingerichtet. Nach dem Abstillen fehlt dem menschlichen Organismus dieses Ferment. Das Kasein der Kuhmilch verklumpt, gerinnt im Magen und stellt somit eine Belastung der Leber und der Nieren dar. Die Nebenprodukte bilden einen dicken, fadenartigen Schleim, der an den Schleimhäuten haftet und den Organismus verklebt.

Dieses artfremde Eiweiss löst Überempfindlichkeitsreaktionen aus, wie Schnupfen. Bei solchen überempfindlichen Menschen reagieren die Abwehrsysteme wie Mandeln oder Blinddarm auf dieses Fremdeiweiss mit Entzündungen, die dann häufig operiert werden. Beim Säugling oder Kleinkind äussern sich die Symptome zunächst in Hautausschlägen und in Schwellungen der Lymphknoten, die sich in einer erhöhten Infektanfälligkeit niederschlagen. Die Kinder leiden dann sehr häufig unter Krankheiten der Schleimhäute. Die Krankheitserscheinungen bestehen in immer-wiederkehrenden Infekten, in Schwellungen und Vergrösserungen der Lymphdrüsen, wie z.B. vergrösserte Gaumen- oder Rachenmandeln.

Eine weitere Reaktion des kindlichen Organismus auf artfremdes Eiweiss ist ein Hautausschlag, fälschlicherweise als Neurodermitis bezeichnet. Dabei handelt es sich um Stoffwechselerkrankungen und nicht um Nervenentzündungen.

Überflüssiges Eiweiss, für das der Körper keine Verwendung findet, bleibt zunächst im Blut. Infolgedessen nehmen die inneren Auskleidungs-Zellen das überschüssige Eiweiss aus dem Blut auf und scheiden es als wasserunlösliches Entartungs-Schleimhauteiweiss auf den Membranen ab. Selbst beim erwachsenen Menschen ist es möglich, dass kleine Mengen der Proteine durch die Zelle in die extrazelluläre Flüssigkeit transportiert wird, wodurch ein Übertritt ins Blut oder in die Lymphe möglich wird. Wird die Lymphe mit Eiweiss überschwemmt, wehrt sie sich mit Entzündungsreaktionen, um die Eiweisse zu eliminieren. Die Langzeitreaktionen können vielfältigster Natur sein. Sie reichen vom Herzinfarkt über Ablagerungskrankheiten, Steinbildungen in der Gallenblase oder in den Nieren bis hin zu Stoffwechselerkrankungen wie Fettsucht oder Diabetes, nicht zu vergessen natürlich die rheumatischen Erkrankungen, deren Entstehung wie ja bekannt ist einem zuviel an Harnsäure zugeschrieben wird.

Das Immunsystem bildet gegen bestimmte Eiweisskörper der Molke, das Serumalbumin des Rindes, Antikörper aus, die sich gegen eigene körperliche Zellen richten. Dieses Eiweiss ist nahezu identisch mit dem körpereigenen Protein, das auf der Oberfläche von Zellen der Bauchspeicheldrüse angesiedelt ist und für die Insulinproduktion verantwortlich ist. Man nennt es auch das "Erkennungseiweiss" der Bauchspeicheldrüse. Über einen längeren Zeitraum hinweg kann sich ein "Wettstreit" der Körperzellen entwickeln. Die Bauchspeicheldrüse wird dadurch geschädigt und kann nicht mehr genug Insulin bilden, was einen juvenilen Diabetes zu Folge haben kann.

Es wurde festgestellt, dass Flaschenkinder erheblich häufiger an Diabetes erkranken als gestillte Kinder. Der Grund dafür könnte sein, dass der Darm des Säuglings für Partikel des Molkeneiweiss viel durchlässiger ist, als der Darm des Erwachsenen.

 

8.2.1. Tryptophan:

Milcheiweiss führt zur Gewebeübersäuerung und damit zur Störung des Säure-Basen-Gleichgewichtes. Ein weiterer kritischer Faktor ist, dass Kuhmilch etwa doppelt so eiweissreich ist wie Muttermilch. Dem entspricht, dass die essentiellen Aminosäuren im Kuhmilcheiweiss ebenfalls etwa doppelt so hoch sind. Tryptophan kommt sogar zwei bis dreimal so häufig vor. Der Mensch besitzt im Blut eine Substanz, die als natürliches Rheuma-Abwehrmittel wirkt, und die durch überschüssiges Tryptophan in dieser Funktion beeinträchtigt wird. Die langfristigen Folgen davon können rheumatische Beschwerden, bis hin zu Schädigungen des Immunsystems sein.
Durch die Anhäufung von Aminosäuren wie Tryptophan, Tyrosin, Methionin und anderen kann zudem ein Prozess vorzeitigen Alterns ausgelöst werden, den der gleichzeitige Cholesteringehalt der Nahrung noch verstärkt. Bei dieser sogenannten Amyloidose wird im Bindegewebe zwischen den Körperzellen ein Gemisch aus Eiweissstoffen, das Amyloid , abgelagert, das den befallenen Organen eine wächserne Beschaffenheit verleiht und sie entarten lässt.
Auf der anderen Seite ist Tryptophan von zentraler Bedeutung für den Gehirnstoffwechsel. Aus ihm wird im Gehirn mit Hilfe von Vitamin B6 Serotonin gebildet, das als Rohstoff für Melatonin dient. Melatonin ist für den Schlafrhythmus, unsere Stimmungslage und die Arbeit des Immunsystems verantwortlich. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass bei Zufuhr von vielen Eiweisskörpern ins Blut sogar weniger Tryptophan durch die Blut-Hirn-Schranke gelangt. Die sonst freien Plätze für das Tryptophan ins Gehirn sind bereits von anderen Eiweissstoffen besetzt. Resultierend daraus wird weniger Serotonin und auch weniger Melatonin vom Gehirn synthetisiert.

 

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