Fastenzeit - Zeit der Rückbesinnung

Die Fastenzeit ist mit der kirchlichen Bezeichnung Passionszeit gleichzusetzen. Mit ihr beginnt eine Zeit der Rückbesinnung. Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Somit dauert die Fastenzeit 40 Tage, die Sonntage nicht eingerechnet. Es ist eine Zeit der Vorbereitung auf das höchste christliche Fest (Ostern) und wurde schon im 4. Jahrhundert praktiziert. Die Gläubigen verzichteten in der alten Kirche während der Fastenzeit auf Fleischspeisen und Wein, später auch auf Milch, Butter, Käse und Eier und begnügten sich mit einer Mahlzeit am Abend. Nach alter Sitte wurde allerdings der Sonntag als Fasttag ausgenommen.

Im Mittelalter durfte man fast gar nichts essen außer 3 Bissen Brot und 3 Schluck Bier oder Wasser. Die Mönche begannen nach und nach ihr eigenes Bier zu brauen, da das Bier, das die Bauern brauten zu dünn war. Sie benötigten ein gehaltvolles, sättigendes Starkbier, das ihnen in der Fastenzeit als nahrhafte Beikost dienen sollte. Bier trug dem alten kirchlichen Grundsatz Rechnung: „Flüssiges bricht das Fasten nicht“ und war daher in unbegrenzten Mengen erlaubt. Vermutlich hatten diese Biere nicht denselben Alkoholgehalt wie die heutigen Starkbiere, ihre Wirkung beruhte jedoch auf dem starken vitaminreichen Malzextrakt und auf dem Alkohol. Mit Sicherheit haben die Mönche dank ihres Bieres die Zeit der Enthaltsamkeit ohne Hunger, aber auch mit bester Laune überstanden.

Unseren Vorfahren war wohl bewusst, dass sie zur Winterzeit, wenn sie sich weniger bewegten und anders ernährten als in der warmen Jahreszeit, Speck, den Winterspeck sozusagen, ansetzten. Die Kost setzte sich aus überwiegend fetten Speisen, Kohl- und Rübengerichten zusammen, dazu kam Eingemachtes und Gepökeltes, was eben saisonal verfügbar war. Man brauchte auch mehr Energie, um die kalte Jahreszeit besser zu überstehen. Die Fastenzeit kam darum genau richtig, um zu entschlacken und vielleicht könnte sie von uns, die wir die verschiedensten Diäten ausprobieren, wieder entdeckt werden. Ein altes Sprichwort besagt, dass das Fasten noch niemanden verhungern ließ. Das Fasten hat demnach auch einen gesundheitlichen Aspekt, der nicht verkannt werden sollte.

Die katholische Kirche schreibt heute im Unterschied zum Islam kein Fasten mehr vor, sondern regt nur an, diese Zeiten bewusster zu leben und in persönlicher Freiheit einen Verzicht zu üben. Es gibt lediglich zwei vorgeschriebene Fasttage: Aschermittwoch und Karfreitag. Im Mittelpunkt steht vielmehr eine selbstgewählte Entbehrung, die zum Anlass genommen werden kann, auch noch so lieb gewonnene Gewohnheiten zu überdenken. Dies kann sich auf die verschiedensten Bereiche des Lebens beziehen. Als klassische Form des Fastens verzichten die meisten Menschen aber nach wie vor auf Alkoholkonsum, das Rauchen sowie den Verzehr von bestimmten Lebensmitteln.

 

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