Kuhmilch - Nutzen oder Schaden für die Menschheit

© Marie-Luise Stettler, 2001

11. Schlussfolgerungen:

Das, was uns heute als Milch angeboten wird und über den Ladentisch geht, hat wohl schon lange nichts mehr mit der Milch zu tun, die in der Bibel beschrieben wurde. Der Mensch hat es so weit gebracht, dass durch systematische Ausbeutung der Tiere und durch Modifizierung der Produkte die Gesundheit durch den Konsum eher gefährdet als geschützt wird. Einen grossen Anteil daran hat natürlich auch die Menge, mit der diese Produkte verzehrt werden. Kam in früheren Zeiten nur einmal pro Woche Fleisch auf den Tisch, so ist es heute ein Zeichen von Armut, wenn nicht mindestens einmal am Tag Fleisch gegessen wird. Ähnlich ist es mit der Milch. Die Milchwirtschaft hält uns ja geradezu an, viel Milch und Milchprodukte zu uns zu nehmen, um unserer Gesundheit willen. Dass es dabei vorrangig nur um eine Verkaufsstrategie geht, kann der normale Verbraucher kaum erkennen.
Es kommen ständig neue Milch-Mischprodukte auf den Markt, die noch ausgeklügelter sind, und noch wichtiger für die Gesunderhaltung des Organismus scheinen. Der Wirrwarr von verschiedenen Joghurtsorten ist schon längst nicht mehr überschaubar. Da gibt es Joghurts mit LC1 angereichert, andere mit Bifidus-Bakterien, solche, die mit Prolactin versetzt sind. Laufend werden neue Joghurtkulturen aus dem Hut gezaubert, die noch besser und noch gesünder sein sollen. Dann muss man natürlich auch auf jeder Modewelle mitschwimmen. Sei es, dass gerade die Folsäure wiederentdeckt wurde oder sonst ein wichtiges Mineral, irgendein Milchprodukt wird sicher damit angereichert. Damit auch die kalorienbewussten Verbraucher auf ihre Kosten kommen, werden ganze "light"-Linien gefahren. Da ist das Fett weg und der Zucker durch Zuckeraustauschstoffe ersetzt. Ich frage mich, was diese Produkte am Ende noch mit der Milch von der Kuh gemein haben.

Ich habe manchmal geradezu den Eindruck, dass unsere Vorfahren samt und sonders an Mangelkrankheiten gestorben sind, weil sie die Vorzüge der modernen Lebensmitteltechnologie noch nicht ausschöpfen konnten. Es ist ja schon mehr als verwunderlich, dass unsere Vorfahren überhaupt in der Lage waren, sich einigermassen gesund fortzupflanzen ohne Folsäure, Omega 3 und Q 10. Wenn man die Idee weiterspinnt mutet es geradezu als Wunder an, dass wir überhaupt geboren werden konnten ohne die ganzen Vorzüge der neueren Zeit.
Die Frage ist auch, warum die Natur diese ganzen Zusätze nicht von vornherein in die Milch gepackt hat, wenn sie für uns Menschen im Zusammenhang mit dem Milchverzehr so wichtig sind.

Es darf bei diesen Fakten nicht verwundern, wenn wir Menschen mehr und mehr mit Allergien und Unverträglichkeiten, latent oder offenkundig, auf Kuhmilch reagieren, zumal die Empfehlung der Milchwirtschaft über ein normales Mass des Genusses hinausgeht und von mindestens einem halben Liter Milch pro Tag spricht. Dabei geht es meiner Meinung nach ausschliesslich um wirtschaftliche Interessen und nicht mehr um die Gesundheit der Verbraucher.

Auch vom ethischen Standpunkt aus gesehen ist Milch, die aus konventioneller Landwirtschaft stammt und industriell vertrieben wird, nicht mehr zu vertreten. Es werden Tiere schamlos ausgebeutet, damit die Milchindustrie den Nutzen hat. Selbst die Bauern werden an der Nase herumgeführt, indem man ihnen weismacht, dass sie ihre Kühe immer mehr zu Milch-Produktions-Automaten machen, damit der Verdienst nicht auf der Strecke bleibt. Die Schraube dreht sich immer weiter nach oben und allein der Verbraucher kann daran drehen, indem er auf Milchprodukte verzichtet. Aber genau dort liegt der Hase im Pfeffer: Die Milchindustrie rührt kräftig die Werbetrommel, damit der Absatz der, ach so gesunden, Milch und ihrer Produkte gewährleistet ist. Die Gesundheitsmafia hilft dabei tatkräftig mit und der Verbraucher lässt sich einlullen. Es wird darauf gebaut, dass die Eigenverantwortung des Kunden vor der Ladentür bleibt. Kritische Information wird im Keime erstickt, damit die Kasse weiterhin klingelt. Welches Karma laden wir uns auf, wenn wir hilflose Tiere zu unseren Sklaven machen und sie ausbeuten?

Wenn es überhaupt nicht anders möglich ist, könnte ich mir noch vorstellen, dass man Milch im wahrsten Sinne des Wortes geniesst, als etwas Besonderes für spezielle Gelegenheiten. Sie sollte aber auch dann in Massen genossen werden und ich sage wirklich im wahrsten Sinne genossen. Am besten wäre natürlich dann auch noch die Milch frisch von der Kuh zu trinken, bevor sie irgendeinem technischen Prozess unterworfen werden kann. Und das Optimalste wäre, wenn die Milch von einer einzigen Kuh stammte.

 

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