Kuhmilch - Nutzen oder Schaden für die Menschheit

© Marie-Luise Stettler, 2001

1. Einleitung:

Das erste Mal kam ich mit einer Art Unverträglichkeit von Kuhmilch, wenn auch unbewusst, als Kind in Berührung. Mein Vater trank seinen Kaffee immer ohne Milch, da er nach dem Genuss von Kuhmilch zuverlässig Durchfall bekam. Unsere ganze Familie hielt das für einen "Webfehler", der im Krieg durch eine Hepatitis verursacht worden war. Dies war eine nachvollziehbare Erklärung, und es kam niemand auf die Idee, den Nutzen von Kuhmilch und ihren Produkten zu überdenken, geschweige denn, in Frage zu stellen. Im Gegenteil, die Kuhmilch und Produkte daraus wurden immer wieder gepriesen als ernährungstechnisch notwendig, speziell bei jungen Menschen im Aufbau. So bekamen auch wir Kinder täglich unser Quantum Milch, um zu gewährleisten, dass der Knochenbau stabil ist. Die Milch wurde in einem Milchhaus geholt, das unweit von unserem Haus stand, und ich habe viele Stunden dort verbracht und geholfen Milch, Käse, Joghurt und Quark zu verkaufen. Ich erinnere mich sehr genau an einen leicht säuerlichen Geruch, der mir immer entgegenschlug, wenn ich durch die Tür trat.

Möglicherweise wäre auch ich nicht auf die Idee gekommen, mich näher mit der Problematik der Milch zu befassen, wenn nicht bei meinem Sohn Alexander im Zuge einer ganzheitlichen Untersuchung im Jahr 2000, eine Unverträglichkeit auf Kuhmilch diagnostiziert worden wäre. Die Vorgeschichte dazu spricht wohl für sich:
Mein Sohn war als Säugling das, was man als Schreikind bezeichnet. Allein, wenn ich ihn zum Stillen anlegte, konnte ich ihn beruhigen (daher wohl auch der Name Stillen!). Da das Zufüttern im Alter von 6 Monaten von seiner Seite aus abgelehnt wurde, blieben wir vorerst bei der Muttermilch. Sukzessive begann ich Gemüse- und Obstbreie einzuführen, mit kläglichem Erfolg. Mit 8 Monaten ass er bei uns am Tisch mit, was besser funktionierte. Ich stillte jedoch weiter - das Kuschelstillen - wie ich es nannte. Aus diesem Grund benötigte er verhältnismässig wenig Beikost.
Als ich ihn mit 18 Monaten abstillte, ging ich zu roher Kuhmilch über. Am Anfang wurde die Milch mit Wasser verdünnt. Ab dem 2. Lebensjahr trank Alexander die Milch unverdünnt. Die Milch aus der Schoppenflasche war das geeignete Beruhigungsmittel in der Nacht für ihn. Da er häufig wach wurde, konnte es vorkommen, dass er einen Liter Milch pro Nacht trank. Dies führte natürlich dazu, dass er tagsüber nichts mehr ass.
So richtig wohl war mir nicht mehr, dass er sich ausschliesslich von Kuhmilch ernährte, obwohl mir von allen Seiten versichert wurde, dass es ja nur gut sein konnte, da ja Milch alle Stoffe enthalte, die der kindliche Organismus benötige.
Wir vereinbarten, dass er eine Flasche Milch zum Einschlafen bekam, und wenn er nachts wach wurde, bekam er Wasser in der Schoppenflasche. Richtig hellhörig wurde ich jedoch, als er mit knapp 4 Jahren den linken Unterarm brach, weil er beim Absteigen vom Schaukelpferd den Tritt verpasst hatte und umgefallen war wie ein Kartoffelsack. Bei seinem Milchkonsum hätte er ja Knochen wie ein Elefant haben müssen, warum war der Knochen dann bei einer so kleinen Belastung gebrochen? Ich konnte es mir zum damaligen Zeitpunkt nicht erklären.
Seinen Einschlafschoppen trank er bis zum Ende des 4. Lebensjahres, als die Kuhmilchunverträglichkeit diagnostiziert wurde. Erst als wir auf Ersatzmilch umstellten, verzichtete er auf die Schoppenflasche, weil er die Ersatzmilch samt und sonders scheusslich fand.
Durch den weitgehenden Verzicht auf Kuhmilch gingen aber seine Symptome sehr schnell zurück, die da waren: ständige Erkältungen, häufige Mittelohrentzündungen, er atmete meist durch den Mund, und es kam vor, dass er schlecht hörte. Die Ursache dafür waren vergrösserte Polypen.
Wir konnten auch beobachten, dass er insgesamt ruhiger wurde und dass sein nächtliches Schlafverhalten besser wurde, nachdem sein Konsum an Kuhmilch zurückgegangen war.
Inzwischen haben wir eine Ausleitung gemacht mit einer 8-wöchigen absoluten Karenz.
Es geht etwas besser, aber wir haben vereinbart, dass es Milchprodukte nur noch selten gibt und als Ausnahme.

Vor Kurzem hat sich herausgestellt, dass auch mein Mann genau diese Unverträglichkeit zeigt, und er verzichtet inzwischen ebenso weitgehend auf Milchprodukte.
Ich weiss nun auch, warum ich immer einen metallischen Geschmack im Mund hatte, nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten. Auch ich habe eine Unverträglichkeit gegenüber Milch. Anhand dieser Tatsache bin ich mir heute sicher, dass mir die Operation meiner Nasenpolypen erspart geblieben wäre. Auch die Qualen, die ich auszustehen hatte während meiner diversen Mittelohrentzündungen hätte ich nicht ertragen müssen. Sogar die immer wiederkehrenden Kieferhöhlenentzündungen hätten mich nicht geplagt, wenn ich schon früher von diesem Umstand Kenntnis gehabt hätte.
Aufgrund dieser Vorgeschichte ist es also nur logisch, dass ich mich näher mit diesem Thema befasse und es auch für diese Arbeit gewählt habe.

 

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